Formel-1-Rennwagen unter Verwendung von Know-how aus Quebec unter die Lupe genommen
6/17/22
Jean-Sébastien Blais, Ingenieur und Globaler Experte – Implementierung von Unternehmenslösungen bei InnovMetric.
Foto: Hugo-Sébastien Aubert, LA PRESSE
Jeder Millimeter zählt, wenn Sie die Leistung eines Formel-1-Rennwagens verbessern möchten. Um die Wettbewerbsbedingungen zwischen den Teams anzugleichen, hat die Fédération internationale de l'automobile (FIA) auf Know-how aus Quebec zurückgegriffen. Seit Beginn der Rennsaison nimmt die von InnovMetric entwickelte 3D-Messtechnik-Software die Autos bis ins kleinste Detail unter die Lupe.
Präzisionsarbeit
Es ist in den Paddocks der Gilles-Villeneuve-Rennstrecke auf den ersten Blick nicht offensichtlich, aber hinter einer dieser vielen Garagentoren befindet sich eine obligatorische Kontrollstelle für einsitzige Rennwagen. Hier werden sie von einem Team unter der Leitung von Nuria Encinas, der Ständigen Prüferin der Formel 1, die über die Einhaltung der Vorschriften wacht, genauestens geprüft.
„Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie [die Teams] nicht schummeln", berichtet sie in einem Interview in den Paddocks. „Wenn sie schummeln, dann nur, weil wir keine gute Arbeit geleistet haben.“
Frau Encinas bot La Presse eine Führung durch den Bereich an.
Traditionell verwendete die FIA physische Schablonen (maßgeschneiderte Werkzeuge), um die Flügel, das Fahrwerk, die Bodenfreiheit und den Abstand zwischen den Rädern manuell zu messen, um sicherzustellen, dass alles den Vorschriften entsprach.
Diese Unterschiede mögen mit bloßem Auge schwer zu erkennen sein, aber in der Königsklasse des Motorsports kann schon ein Millimeter Abweichung den Unterschied ausmachen, wenn man versucht, seine Rivalen auf der Rennstrecke zu überholen. „Das ist eine Menge!“, sagt Nuria Encinas.
Die aktuelle Saison markiert einen Bruch mit der Vergangenheit. Angesichts der vielen Veränderungen im Bereich der Aerodynamik hat die FIA beschlossen, die physischen Schablonen ein für alle Mal abzuschaffen. Die hochpräzise Arbeit wurde einem Lasersensor anvertraut.
„Jeder Wagen ist anders", erklärt die ständige F1-Inspektorin. „Wir konnten nicht für jeden Einsitzer eine Schablone bereit halten. Jetzt kann alles mit einem einzigen 3D-Messgerät und in einem einzigen Arbeitsablauf gemessen werden.“
Wie funktioniert das?
Die FIA hat die PolyWorks®-Plattform, das Flaggschiff von InnovMetric, übernommen. Im Wesentlichen ermöglicht diese Software die Durchführung hochpräziser Messungen mit einem 3D-Messgerät.
Auf einem Fahrstuhl geparkt, werden die spezifischen Abmessungen der einsitzigen Rennwagen mit Hilfe zahlreicher, an präzisen Stellen angebrachter Kugelreflektoren und eines Laser-Trackers gemessen. Anschließend werden die Daten an eine Datenbank gesendet, um sie mit einem abgestimmten digitalen Modell zu vergleichen. Ziel ist es, innerhalb von fünf Minuten sicherzustellen, dass alles den Vorschriften entspricht.
„Für die ausführende Person ist es wirklich sehr einfach,“ erklärt Jean-Sébastien Blais, Ingenieur und Globaler Experte – Implementierung von Unternehmenslösungen bei InnovMetric. „Mit einem Laptop, PolyWorks und einem Laser Tracker kann eine einzige Person die Messungen durchführen, und es wird automatisch ein Bericht über die Einhaltung der Vorschriften erstellt, in dem alle nicht bestandenen Tests aufgeführt sind. Dies ist ein Beispiel dafür, was unsere Plattform leisten kann.“
Und wenn sich die Vorschriften während der Saison ändern? Kein Problem, meint Jean-Sébastien Blais. Alles, was man tun muss, ist, die Daten der Software anzupassen.
Eine natürliche Verbindung
Wie kam die FIA dazu, PolyWorks von InnovMetric zu wählen? Das in Québec ansässige Unternehmen ist in der Automobilindustrie bekannt. Große Automobilhersteller verwenden PolyWorks bereits, um sicherzustellen, dass verschiedene Teile von Fahrzeugen, wie z. B. Türen, ihren Spezifikationen entsprechen.
InnovMetric gibt an, dass über 80 % der F1-Rennteams ihre Softwareplattform nutzen.
„Durch die Beherrschung dieser Technologie können [Automobilhersteller] mit einem Rennteam wie Ferrari diese auf unterschiedliche Weise einsetzen“, so Blais. „Die FIA hat erkannt, dass sie diese Art von Technologie braucht, um effizient zu sein.“
Kontinuierliches Lernen
Der Große Preis von Kanada ist das neunte Rennen der Saison. Als Besitzer einer PolyWorks-Lizenz arbeitet die FIA weiter an der Feinabstimmung der PolyWorks-Software auf ihre Bedürfnisse. Daher werden noch Verbesserungen bei der Messung und Ausführung erwartet.
„Wir müssen die Daten interpretieren und verstehen, wie alles funktioniert“, unterstreicht Nuria Encinas. „Daher ist es komplizierter, aber wir können so deutlich mehr an Überprüfungen durchführen.“
InnovMetric verfügt über ein Netz von Tochtergesellschaften und Joint Ventures, die weltweit tätig sind. Im Falle eines Problems sind die Spezialisten von PolyWorks daher schnell zur Stelle. „In der Welt der Technologie müssen immer Anpassungen vorgenommen werden“, fügt Jean-Sébastien Blais hinzu.